Schnarchen ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen. Laut einer großen Studie der Semmelweis-Universität in Budapest finden sich unter den erwachsenen Männern bis zu 60 Prozent Schnarcher. Bei den Frauen sind es auch immerhin 41 Prozent. Das Schnarchen kann also durchaus als Volksleiden bezeichnet werden. Dennoch tun sich viele Menschen schwer, ihr Schnarchen zuzugeben, getreu dem Motto: “Ich hab noch nie gehört, dass ich schnarche!” Und trotzdem werden in deutschen Schlafzimmern jede Nacht mehrere Hektar Wald abgeholzt.
Dabei sollte man das Schnarchen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zwar hat das normale, primäre Schnarchen (also das, was bei der großen Mehrheit der Schnarcher vorliegt) per Definition keinen direkten Krankheitswert. Dennoch kann die nächtliche Geräuschentwicklung auch körperliche Folgen haben und das Wohlbefinden beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann sich aus dem harmlosen Schnarchen auch ein sogenanntes obstruktives Schlafapnoe-Syndrom entwickeln, was dann behandelt werden sollte.
Trockener Mund und Schluckbeschwerden
Wenn Ihr öfter mit trockenem Mund aufgewacht, dann kann dies ein Hinweis darauf sein, dass ihr regelmäßig schnarcht. Denn Schnarchen kommt besonders häufig vor, wenn man durch den Mund atmet. Viele Menschen stellen im Schlaf unbewusst von Nasen- auf Mundatmung um. Das relativ weiche Gewebe im Mund-Rachen-Raum kann auf diesem Weg sehr viel leichter in Schwingung versetzt werden, wodurch das Schnarchgeräusch zustande kommt.
Zusätzlich trocknen die Schleimhäute durch den permanenten Luftzug bei geöffnetem Mund aus. Das kann sich dann durch das unangenehm trockene Gefühl im Mund nach dem Aufwachen sowie durch Schluckbeschwerden bemerkbar machen. An den ausgetrockneten Schleimhäuten haben es die Bakterien zudem leichter, in das Gewebe einzudringen. Dort können sie eine Entzündung verursachen, weshalb Mundschnarcher öfter Rachenentzündung und Halsschmerzen haben. Auch eitrige Mandelentzündungen oder Infekte der unteren Atemwege können vorkommen.
Die Mundflora
In unserem Mund- und Rachenraum leben eine unglaubliche Vielzahl von Bakterien, die dort Nahrungsreste und abgestorbenes Material zersetzen. Bei Menschen, die beim Schnarchen durch den Mund atmen, verändern sich die Bedingungen für diese Bakterien. Deshalb können sich manche von ihnen besser vermehren als andere – man spricht von einer Veränderung der Mundflora.
Dies kann man sogar an sich selbst beobachten. Vermehren sich manche Bakterien stärker als zuvor, bilden sie auf der Zuge einen gelb-weißlichen Belag. Durch das neue Ungleichgewicht werden von den verschiedenen Bakterien nun andere Stoffe umgewandelt. Diese Stoffe können dann einen unangenehmen Mundgeruch verursachen.
Die Mundflora ist übrigens auch für die Entstehung von Karies verantwortlich. Bestimmte Kariesbakterien fristen in der Regel ein harmloses Dasein in unserem Mundraum. Wenn sich jedoch die Bedingungen günstig für diese Kariesbildner verändern, gewinnen sie Oberwasser und greifen den Zahn an. Ihr seht also, dass man als Nicht-Schnarcher seltener den Bohrer vom Zahnarzt zu befürchten hat.
Kopfschmerz und Müdigkeit
Beim normalen Schnarchen kommt es zwar zu Verwirbelungen in der Atemluft, der Atemstrom ist jedoch konstant, sodass immer genug Sauerstoff in der Lunge ankommt. Anders bei den krankhaften Schnarchformen. Beim obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (abgekürzt OSAS) fallen die oberen Atemwege in sich zusammen und werden so komplett verlegt. Während dieser Zeit findet keine Atmung statt – folglich kommt auch kein Sauerstoff im Gehirn an. Erst durch eine Weckreaktion des Körpers wird diese Apnoe-Phase durchbrochen. Die Folgen eines solchen Schlafapnoe-Syndroms sind vielfältig. Das Belastendste für die Patienten ist meist, dass der Schlaf nicht mehr erholsam ist. Stattdessen ist man tagsüber ständig müde, unkonzentriert und nicht leistungsfähig. Auch Bluthochdruck und ein erhöhtes Herzinfarktrisiko können die Folge sein.
Der Übergang zwischen dem harmlosen Schnarchen und dem gefährlichen Schlafapnoesyndrom kann fließend sein. Eigentlich können nur Schlafmediziner mit einer Analyse des Schlafs im Schlaflabor die Diagnose sichern. Dazwischen gibt es einen Graubereich, in dem das Schnarchen nicht mehr harmlos ist, es aber auch noch nicht zu kompletten Atemaussetzern kommt. Vielmehr verengen sich die Atemwege, sodass der Atemstrom abgeschwächt wird. In der Folge kann es jedoch auch hier zu Tagesmüdigkeit kommen. Nicht selten wachen die Betroffenen auch mit Kopfschmerzen auf, weil das Gehirn im Schlaf nicht genügend Sauerstoff bekommen hat.
Schlaganfallrisiko?
Eine recht neue Studie von der Henry Ford Klinik in Detroit, USA hat 2013 die Halsschlagadern von Schnarchern analysiert. Dabei wurde herausgefunden, dass diese wichtigen Versorgungsadern für das Gehirn bei langjährigen Schnarchern häufig krankhafte Veränderungen aufweisen. Der Grund dafür ist noch Gegenstand der derzeitigen Forschung, doch diese Studie deutet darauf hin, dass Schnarcher eventuell ein höheres Schlaganfallrisiko haben.
Im Bett neben einem Schnarcher
Wenn Ihr selbst Schnarcher seid, merkt Ihr wahrscheinlich nicht viel mehr davon als die Beschwerden Eures Partners. Seid Ihr jedoch derjenige, der Nacht für Nacht der Ruhestörung lauschen muss, kann für Euch von erholsamen Schlaf keine Rede sein. In extremen Fällen kann die Lautstärke des Schnarchens sogar 90 Dezibel erreichen, was einem vorbeifahrenden LKW oder einer viel befahrenen Autobahn entspricht.
Dadurch bekommen auch die Partner der Schnarcher weniger erholsamen Schlaf, was zu Abgeschlagenheit und Tagesschläfrigkeit führt. Das kann sogar soweit gehen, dass Bettnachbarn ähnliche gesundheitliche Probleme bekommen, wie die Schnarcher selbst. Morgendlicher Kopfschmerz kommt zum Beispiel in einem ähnlichen Ausmaß bei nicht schnarchenden Partnern wie bei den Schnarchern selbst vor. Auch psychische Probleme sind häufiger zu beobachten.
Was kann man gegen das Schnarchen tun?
Wie Ihr gesehen habt, gibt es eine Reihe von Auswirkungen des Schnarchens auf das Wohlbefinden und in manchen Fällen auch auf die Gesundheit. Auch dem Partner zuliebe sollte man sich überlegen, etwas gegen die nächtliche Ruhestörung zu unternehmen. Es gibt verschiedene Ansätze, die darauf abzielen, dem Schnarchen den Garaus zu machen.
Falls Ihr Euch dazu informieren wollt:
Hier findet Ihr weitere Infos gegen Schnarchen, z.B. einen Online-Anti-Schnarchtest.
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