Sie gehören nun mal zu jedem Jahreswechsel dazu. So wie Bleigießen, Feuerwerk und natürlich das gemeinsame Ansehen von „Dinner for One“. Die Rede ist von guten Vorsätzen. Wie bei vielen Silvestertraditionen lässt sich trefflich deren über Sinn und Unsinn streiten. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass die Zäsur im Kalender für viele Menschen zugleich ein willkommener Anlass ist, auch in ihrem Leben eine Zwischenbilanz zu ziehen – und die Ziele für den nächsten Abschnitt auszugeben.
Alle Jahre wieder: Die Gute-Vorsatz-Klassiker
Der große Vorsatz, auf dem alle anderen Zielsetzungen unausgesprochen beruhen, ist letztendlich der, das neue Jahr endlich einmal ganz anders zu gestalten. Nicht nur wie das gerade vergangene, sondern im Prinzip auch wie all die anderen Jahre zuvor. Das noch unbeschriebene Blatt, als das sich das neue Jahr präsentiert, will schließlich mit Inhalt gefüllt werden und bietet darüber hinaus theoretisch wirklich alle Möglichkeiten.
Umso erstaunlicher muss es daher erscheinen, dass zum Neustart dann doch häufig solche Vorsätze hervorgeholt werden, die eigentlich nur als klassisch zu bezeichnen sind: So findet alljährlich die Absicht, mehr – oder wieder, oder wieder mehr – Sport zu treiben ihren Weg auf die Liste der Vorsätze, ebenso wie andere gesundheitliche Aspekte. Dazu zählt, was sicherlich vielfach den Völlereien der noch nicht lange zurückliegenden Feiertage geschuldet ist, der Wunsch nach einer gesünderen Ernährung. Daran wiederum knüpft der geplante Abschluss mit den üblichen Lastern wie Rauchen oder Alkohol an.
Insgesamt macht sich auch die Ruhepause, die die Zeit zwischen den Jahren mit sich bringt, bei einigen Vorsätzen bemerkbar. Weniger Stress im Alltag erscheint dann wünschenswert, verbunden mit den Plänen, mehr Zeit mit der Familie und Freunden verbringen zu können – oder vielleicht sogar für sich selbst zu haben. Geschlechterunterschiede machen sich im Übrigen hinsichtlich der guten Vorsätze kaum bis gar nicht bemerkbar: Was die Zielsetzungen für das neue Jahr anbelangt, sind sich Männer und Frauen erstaunlich einig.
Gute Vorsätze – und wie sie erreicht werden können
Das ebenso alljährlich wiederkehrende Problem mit guten Vorsätzen ist ihre Umsetzung – oder Umsetzbarkeit – im alltäglichen Trott. Der steht im Normalfall nach den Feiertagen nämlich wieder an und ist oftmals der gerade noch gewonnenen Motivation wenig förderlich. Der Arbeitstag lässt dann kaum noch Raum für die vorgenommenen sportlichen Aktivitäten und das Wochenende ist eigentlich immer viel zu kurz, als dass neben dem lästigen Haushalt und dem verdienten Entspannen noch Zeit für andere Unternehmungen bliebe.
Damit die guten Vorsätze beim nächsten Jahreswechsel nicht schon wieder aktuell werden, ist es wichtig, die Ziele in einem realistischen Rahmen festzulegen. Überhaupt sollten Vorsätze möglichst als konkrete Zielsetzungen formuliert werden, denn so entsteht eine größere Verbindlichkeit. Allerdings helfen auch die verbindlichsten Zielsetzungen nichts, wenn sie nicht erreichbar sind. Wichtiger ist daher, die Motivation und die Freude zum Erreichen eines Ziels auch langfristig zu erhalten. Dabei können beispielsweise Tagebucheinträge für die täglichen Erfolge oder Mitstreiter helfen.
Die Grundsatzfrage: Machen gute Vorsätze überhaupt Sinn?
Da es offenbar alles andere als einfach ist, die guten Vorsätze im Laufe des Jahres in die Tat umzusetzen, stellt sich schon die Frage, ob sie dann überhaupt sinnvoll sind. Die Argumentationen von Andreas Winterer und Anja Schauberger beim Nachhaltigkeitsmagazin Utopia liefern in dieser Angelegenheit ganz unterschiedliche Blickwinkel.
Auf der Pro-Seite steht die Bedeutung guter Vorsätze, wenn es darum geht, überhaupt etwas zu erreichen – dafür sind konkrete Ziele nicht nur hilfreich, sondern notwendig. Das klingt anstrengend und nach selbstauferlegtem Druck, bietet aber auf der anderen Seite erfreuliche Erfolgserlebnisse, wenn diese Ziele erreicht werden. Dass bei allen Vorhaben natürlich auch ein Scheitern erlaubt ist, senkt diesen Druck wiederum.
Gegen noch mehr Vorsätze sprechen die ohnehin schon bestehenden Anforderungen und Erwartungen der Leistungsgesellschaft. Die vermittelt oftmals das Gefühl einer Notwendigkeit zur persönlichen Verbesserung in nahezu allen Lebensbereichen, sei es im Job, bei der persönlichen Fitness etc. Das Fazit muss in diesem Fall lauten: Vorsätze machen wenig Sinn, wenn sie von außen auferlegt sind und nicht dem eigenen Wunsch entsprechen. Aber nur dann verspricht ein Vorsatz Aufsicht auf Erfolg.
Mal mehr, mal weniger
Letzten Endes ist es daher eine persönliche Entscheidung, ob das neue Jahr mit Vorsätzen welcher Art auch immer begleitet werden soll – und das gilt eben auch für die damit verbundene Messlatte. Zielsetzungen sollen schließlich nicht frustrieren, sondern motivieren. Leichter fällt die Umsetzung womöglich, wenn am Ende nicht die gesellschaftlich geforderte Optimierung der Person, sondern die Optimierung des Wohlbefindens steht. Kleine Erfolge zählen immerhin auch und vielfach reichen ebenso kleine Schritte schon dafür aus.
Weniger Stress
Der alltägliche Stress bietet hierfür gleich zahlreiche Ansatzpunkte, um das Leben im neuen Jahr entspannter und unter dem Strich zufriedener zu gestalten. Grund für Stress ist oft genug das Bemühen, Beruf und Privatleben in Balance zu bringen – das ist jedoch besonders schwierig, wenn beides gleichermaßen fordernd ist. Wenig hilfreich für dieses Unterfangen ist es zudem, wenn der berufliche Stress mit nach Hause getragen wird.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, sollte der Stress bei der Arbeit möglichst schon minimiert werden, wobei schon kleine Maßnahmen helfen können. Ausgeschlafen in den Arbeitstag zu starten ist beispielsweise wortwörtlich ein guter Anfang und vermindert so möglicherweise schon das Stresspotenzial, das der Weg zur Arbeitsstelle ansonsten birgt.
Die Gestaltung des Arbeitsplatzes kann, sofern dies möglich ist, ebenfalls zu einer entspannteren Arbeitsatmosphäre beitragen. Vor allem Pflanzen haben sich in dieser Hinsicht als wertvolle ‚Kollegen‘ erwiesen, die nicht nur das Raumklima verbessern, sondern zugleich Konzentration und Leistungsfähigkeit steigern können.
Zu den Stressfaktoren, die jeder einzelne beeinflussen kann, zählen außerdem beispielsweise das persönliche Zeitmanagement, die richtigen Prioritäten und nicht zuletzt das nötige Maß an Freundlichkeit beim Umgang und der Kommunikation mit den Kollegen. Zusätzlich ist es dennoch immer ratsam, wenn im Privaten eine Ausgleichsmöglichkeit, zum Beispiel in Form eines Hobbys, vorhanden ist – gerade bei sitzenden Tätigkeiten drängen sich sportliche Aktivitäten natürlich regelrecht auf.
Mehr Sport
Wenn mehr Sport praktischerweise ohnehin auf der Agenda für das neue Jahr steht, ist das Entspannen vom Berufsleben ein weiterer willkommener Grund für eine aktivere Freizeitgestaltung. Klassiker sind hierzu natürlich nach wie vor Joggen und das Gerätetraining im Studio. Eine Alternative zu letzterem, die inzwischen ebenfalls in einer Vielzahl von Fitnessstudios wahrgenommen werden kann, kann im Pilates gefunden werden.
Die Übungen dieses Ganzkörpertrainings sollen zwar die gesamte Muskulatur des Körpers stärken, woraus eine bessere Kondition, Koordination und vor allem Körperhaltung erlangt werden soll. Daher ist das Training vornehmlich auf die Rumpfmuskulatur – also Bauch, Rücken und Beckenboden – gerichtet. Es ist somit hervorragend geeignet, durch den Arbeitsplatz entstandene Haltungsschäden zu korrigieren. Das gilt beispielsweise für muskuläre Verspannungen, die durch das wiederholte An- und Entspannen gelöst werden können – und ein entspannter Körper trägt immer auch zu einem entspannten Geist bei.
Mehr Gesundheit
Idealerweise wird die neue Sportlichkeit durch eine ebenso gesundheitsfördernde Ernährung ergänzt. Das Ziel muss hierbei nicht einmal das Abnehmen sein, langfristig betrachtet ist die Steigerung des Wohlbefindens wichtiger. Gesunde, ausgewogene Ernährung ist schließlich nicht gleichzusetzen mit einer Diät. Tatsächlich kann der Verzicht auf Nahrungsmittel sogar das Gegenteil bewirken, die entsprechenden Stichworte lauten in diesem Fall Heißhungerattacken und Jo-Jo-Effekt.
Dagegen hilft unter anderem, schon die Nahrungsaufnahme entspannter zu gestalten. Die Umsetzung mag in der Hektik des Alltags vielleicht nicht so leicht machbar sein, aber der Körper wird bei einer bewussteren Einnahme der Mahlzeiten deutlich entlastet: Der Blutzuckerspiegel kann so länger auf einem höheren Niveau gehalten werden und sinkt nicht ebenso rapide ab wie er angestiegen ist. Das erspart zusätzlich den neuerlichen Stress, einen weiteren Snack gegen den Heißhunger zu finden.
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